Antiquariat Büchel-Baur

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Die Autoren

 

Beide Strozzi gehörten zum Kreis des Ferrareser neulateinischen Humanismus und - wie Pietro Bembo - zu den Bewunderern Lucrezia Borgias; TITO (1425-1505) legte sich - wohl um 1460 - den Beinamen "Vespasiano" als Anspielung auf den gleichnamigen römischen Kaiser zu. Literarische Bedeutung erlangte er - der Günstling der d'Este-Fürsten von Ferrara, v.a. Borsios - als Wiedererwecker der lateinischen Bukolica-Dichtung; neben Liebes- und Preislyrik hat er ein - nicht vollendetes - Epos auf die d'Estes geschrieben ("Die Borsias"), das erst im 20. Jahrhundert ediert wurde.

Ins Blickfeld der Literaturwissenschaft ist in jüngerer Zeit vor allem seine Liebslyrik getreten, die man zunehmend in der Tradition Petrarcas sieht (Pantani S. 111 - 160).

Auch gesellschaftlich-politisch machte er "Karriere": er brachte es bis zum Mitglied im obersten Richterkollegium Ferraras (später setzte er seinen Sohn als Amtsverweser ein); von Borso d'Este erhielt er verschiedenen repräsentative Landgüter geschenkt, eines an einem Seitenarm des Po, dem Sandalo (heute am Rand des Dorfes Quartesana an der Lagune von Comacchio); 1484-89 war er Statthalter in Logo, und als solcher leitere er 1485 eine Gesandtschaft nach Rom.

Von ERCOLES (geb. 1471) zahlreichen Gedichten an Lucrezia Borgia ist v. a. Totenklage auf Cesare Borgia von 1508 bekannt geworden. "Dies barocke Gedicht ist durch die Auffassung dieses Menschen merkwürdig, und fast darf man es das poetische Seitenstück des ‚Fürsten' Machiavellis [für den Cesare Borgia möglicherweise das Vorbild abgab] nennen" (F. Gregorovius S. 267). Die Geburt des Thronfolgers im gleichen Jahr war einer von vielen weiteren Anlässen für Preislyrik. Sogar die Umstände seines Todes trugen zum Ruhm des jüngeren Strozzi bei: "Dreizehn Tage [nach seiner Hochzeit mit Barbara Torelli], am Morgen des 6. Juni [1508], fand man den Dichter an der Ecke des Palastes Este, welcher heute Pareschi heißt, tot niedergestreckt, gehüllt in seinen Mantel, mit zerrauftem Haar und bedeckt mit zweiundzwanzig Wunden. Ganz Ferrara war bestürzt: denn Strozzi war der Ruhm dieser Stadt, einer der geistvollsten Dichter seiner Zeit, ein Liebling aller Mitstrebenden, Freund Bembos und Ariostos, Günstling der Herzogin, hochangesehen bei Hofe. Nach seines Vaters Titus Tode bekleidete er dessen Stelle als Haupt der zwölf Richter Ferraras. Er stand noch in der Blüte seines Lebens; erst siebenundzwanzig Jahre hatte er erreicht" (Gregorovius S. 269). Lucrezias Mann, der regierende Fürst Alfonso d'Este, geriet - nach dem, was man heute weiß, wohl berechtigterweise - in den Verdacht, aus Eifersucht die Tat veranlasst zu haben (Strozzi gehörte nicht nur zu den intimsten Vertrauten Lucrezias, er war auch häufig Überbringer sehr persönlicher Botschaften an sie und von ihr [Schüller-Piroli S. 161 ff.]), aber auch Lucrezia selbst wurde der Mord angelastet, angeblich hatte sie ihn initiiert, um ihr früheres Verhältnis zu Bembo, von dem Strozzi wohl gewusst hat (schließlich haben beide sich auf dem Landsitz der Strozzis kennen gelernt, während Bembo dort an den "Asolani" arbeitete [Schüller-Piroli S. 123 ff.]), geheim zu halten. Seinen Nachruhm verdankt er nicht zuletzt Ariosto, der ihn in einer Stanze als den Herold von Lucrezias Ruhm bezeichnet (Gregorovius S. 270).

 

Literatur

R. ALbrecht, Tito Verspasiano Strozza. Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus in Ferrara. Dresden 1891.

I. Pantani; "La fonte d'ogni eloquenzia". Il canonziere petrarchesco nella cultura poetica del Quattrocento ferrarese. Rom 2002.

W. Ludwig,Die Borsia des Tito Strozzi. München 1977.

F. Gregorovius, Lucrezia Borgia. Neudruck München 1991.

S. Schüller-Piroli,  Die Borgia-Dynastie. Legende und Geschichte. MÜnchen 1982.